Auszug aus dem Ju-Jutsu 1*1 (Copyright
Deutscher Ju-Jutsu
Verband)
Ju-Jutsu -Sport und Selbstverteidigung für jedermann
Selbstverteidigung nach den Budo-Prinzipien
Ju-Jutsu ist die moderne Selbstverteidigung für die Praxis
des täglichen Lebens, optimal, leicht erlernbar und
vielseitig anwendbar. Es geht zurück auf die in Japan in
Jahrhunderten gewachsene und entwickelte waffenlose
Selbstverteidigung Jiu-Jitsu. Die in ihm enthaltenen
Elemente wurden für die sportliche Ausübung im Judo, Karate,
Aikido usw. spezialisiert. Für eine umfassende
Selbstverteidigung ist jede dieser Disziplinen jedoch nur
ein Teil des Ganzen geblieben. Die Vollkommenheit liegt in
der Zusammenfassung zu einem System.
Aber auch die Angriffe sind raffinierter, vielfältiger, vor
allem aber gefährlicher geworden. Hier galt es, diesen ein
Selbstverteidigungssystem entgegenzusetzen, das leicht
erlernbar und einprägsam ist und en optimalen Gebrauch der
Selbstverteidigungstechniken garantiert.
Im Ju-Jutsu sind die Erkenntnisse der vorgenannten
Budo-Disziplinen, aber auch neue unter dem Grundsatz "aus
der Praxis für die Praxis" zu einer modernen und sehr
wirkungsvollen Selbstverteidigung zusammengeschlossen. Und
weil Ju-Jutsu so effektiv ist, wurde es bei den Polizeien
der Länder und dem Bundesgrenzschutz als dienstliches
Pflichtfach eingeführt.
Geschichtliche Entwicklung
Erst um die Jahrhundertwende wurde das Ju-Jutsu -
insbesondere durch Matrosen eingeführt - auch in Europa als
Jiu-Jitsu bekannt. Die Griffe und Schläge wurden im Laufe
der Zeit mit Ringergriffen und Boxtechniken vermengt und als
Selbstverteidigung propagiert. Es entstand sozusagen ein
"europäisches Jiu-Jitsu", eine Art Verteidigung, bei der
wenig vom "nachgebenden" oder "ausweichenden" Prinzip zu
erkennen war.
1906 war es Erich Rahn, der in Berlin die erste
Jiu-Jitsu-Schule gründete und sich damit das historische
Verdienst erworben hat, die edle Kunst der japanischen
Selbstverteidigung in Deutschland etabliert zu haben. Seine
Schule besteht noch heute in Berlin.
1922 folgten u.a. die bekannten Altmeister Alfred Rhode in
Frankfurt/Main und Otto Schmelzeisen in Wiesbaden mit
Vereinsgründungen. Sie waren die deutschen Pioniere des
Jiu-Jitsu und Judo.
Ju-Jutsu das neue System
Das "Europäische Jiu-Jitsu" war als nicht mehr zeitgemäß
anzusehen. Somit war es dringend erforderlich, etwas Neues
zu schaffen. Richtungsweisend hierfür bot sich die "Goshin-Jitsu-No-Kata"
das Kodokan an. Hochgraduierte Dan-Träger wurden damit
beauftragt, die Voraussetzungen für eine effektive, moderne
Selbstverteidigung zu erarbeiten. Das ist unter Federführung
von Franz-Josef Gresch und Werner Heim gelungen, so daß im
Jahre 1969 das Ju-Jutsu offiziell eingeführt wurde.
Das neue System geht nicht vom Angriff aus, sondern primär
von den Selbstverteidigungstechniken, die aus Grundformen
des Judo, Karate und Aikido ausgesucht wurden. Die Techniken
sind in den einzelnen Prüfungsprogrammen für Schüler- und
Meistergrade nach Schwierigkeitsstufen geordnet. Jede
Verteidigungstechnik ist gegen mehrere Angriffsarten
anwendbar und beständig zu üben mit dem Ziel, die
Bewegungsabläufe zu automatischen Reflexen (sog.
Automatismen) im Unterbewusstsein zu entwickeln. In
Kombinationen sind die Techniken alsdann sinnvoll zu
verbinden und in der "freien" Verteidigung gegen "freie"
Angriffe zur echten Kunst der Selbstverteidigung zu
perfektionieren. Bei dieser Methode wird bereits mit einer
kleinen Auswahl von Verteidigungstechniken von Anfang an ein
größtmöglicher Nutzeffekt durch variable Anwendung erzielt.
Durch diese vielseitige Anwendbarkeit gegen alle Arten von
Angriffen ergeben sich weit mehr als 1000
Verteidigungsmöglichkeiten.
Elemente und Prinzipien des Ju-Jutsu
Das Ju-Jutsu beinhaltet mehr, als der Name allein zu
erkennen gibt. "Ju" bedeutet nachgeben oder ausweichen,
"Jutsu" Kunst oder Kunstgriff. Ju-Jutsu ist also die Kunst,
durch Nachgeben bzw. Ausweichen mit der Kraft des Angreifers
zu siegen. Falls erforderlich, kann ein Angriff jedoch auch
in direkter Form mit Atemi-Techniken abgewehrt werden.
Dieses "ökonomische Prinzip", nämlich "mit geringstem
Aufwand eine größtmöglichen Nutzen zu erzielen", gilt als
der übergeordnete Begriff, unter den sich die
Bewegungsprinzipien der Budo-Disziplinen subsumieren. Die
Techniken wurden aus den bekannten Budo-Disziplinen Judo,
Karate und Aikido ausgewählt. Alle können in harter oder
weicher Form nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit
angewendet werden.
Sollen die Techniken nach ihrer Herkunft auch in der
Selbstverteidigung voll wirksam werden, müssen ihre
Prinzipien beachtet werden. "Wirksamkeit" heißt nicht Kraft
oder Gewalt, sondern gute Technik nach dem Budo-Prinzipien,
die es auch dem Schwachen möglich macht, sich erfolgreich
gegen einen oder mehrere stärkere Angreifer verteidigen zu
können.
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