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Am Sonntag dem 09.10.2011 trafen Klaus und ich kurz vor 15:00 Uhr in der Sportschule in Oberhaching ein. Ich schloss mich den bereits anwesenden Seminarteilnehmern beim Mattenaufbau an. Nachdem die Hallen 1/1 und 1/2 für das Training eingerüstet waren, ging es zur Anmeldung in die bereits geöffnete Geschäftsstelle. Dann hieß es Zimmer beziehen. Mein Zimmerpartner für die nächsten sechs Tage stellte sich mir als DAN-Träger aus Grassau vor. Roman, Michi und Susi halfen derweil ebenfalls beim Mattenaufbau in Halle 2/1 und 2/2. Nach dem Abendessen wurde es dann langsam ernst. Die mittlerweile zahlreich Anwesenden wurden durch den Vorstand begrüßt. Die gute Laune steigerte sich dann aber nochmals, als Walter Knör, der ehemalige Lehrreferent des JJVB, den 6. DAN verliehen bekam. Im Anschluss daran absolvierte ich die erste Trainingseinheit unter Anleitung bei Dr. Dendl zum Thema: Armstreckhebel. Montag, 10.10.2011: Ich habe Urlaub und merke das daran, dass ich endlich ausschlafen kann und erst um 07:15 Uhr aufstehen muss. Nach dem Frühstück wurden wir von Matthias (Matze) Riedel und Tanja Dietz-Röding zum Thema „Vielseitigkeit Handhebel“ instruiert. Die beiden stellten bekannte Techniken, aber in Details und Variationen vor. Bei der zweiten vormittäglichen Trainingseinheit ging Klaus Röhler auf das Thema Bewegungslehre in enger Verbindung mit JJ-Techniken ein. Anders wie üblich, näherte er sich dem Technikthema diesmal von der Bewegungsseite her. Nach dem Mittagessen kamen um 13:45 Uhr alle Teilnehmer und Referenten in der Halle 1/1 zum Gruppenfoto zusammen, um sich digital ablichten zu lassen. Es folgte ab 14:00 Uhr mein 4. Training unter dem Motto: Hüftfegen und Schenkelwurf bei Sven Wiedemann. Mit Aufwärm- und Bewegungsübungen, die sehr gezielt auf die Wurftechniken vorbereiten, bestritten wir 2/3 des Seminars. Der Einsatz eines Stocks zum Üben der Wurftechniken erwies sich als überaus hilfreich. Mein 5. Training an diesem Tag hielt Willi Warmuth zum Thema“ Bein- und Hüfthebel“ im gut geheizten Dojo. Neben komplexen Beinhebelkombinationen am Boden wurde auch auf eine Form von Hüfthebel eingegangen, die Rainer und ich als "Sitting-bull-Technik" bezeichnen. Nach dem Abendessen folgte meine letzte Trainingseinheit von 19:00 bis 20:30 Uhr. Diesmal ging es um Würgetechniken, die uns Andi Hötzinger mit Co-Referent Sven Jahnke näher brachte. Die gezeigten Kombinationen wurden mal mit und mal ohne Verwendung der Kleidung demonstriert. Dienstag, 11.10.2011: Ich nehme am Bayernseminar teil und merke das daran, dass sich bei mir Muskulatur bemerkbar macht, von der ich bislang nicht mal wusste, dass ich sie habe. Der erste Lehrgang dieses Tages wurde wieder von Matze und Tanja gehalten, Thema diesmal „Flug- und Fallschule“. Erwähnenswert bei diesem Seminar war der didaktische Aufbau zum Erlernen des Sturzes seitwärts für Anfänger. Diesmal hielt sich Matze nicht mit Vorübungen auf sondern zäumte das Pferd von hinten auf - soll heißen, dass wir anfangs die optimale Position erklärt bekamen, die ein Ju-Jutsuka nach dem Sturz einnehmen sollte. Danach folgten Übungen, wie man am besten in diese Position gelangt. Nachdem ich des Öfteren beim Sturz seitwärts über die Matten schlittere, kommentiert dies der Referent mit: "Da ist durchaus noch Raum für Verbesserungen drin". Die beiden Referenten traten dann erneut in Erscheinung mit der Diskussions- und Trainingseinheit zum Thema „Du bist nicht allein – Nothilfe“. Hier ging es natürlich nicht darum, wie man am besten aus einem Big Brother-Container kommt. Es wurden vielmehr 5-er bis 6-er Gruppen gebildet, die sich zu unterschiedlichen Nothilfesituationen Gedanken machen sollten. Thematisch erstreckte sich dies vom busfahrenden Belästiger weiblicher Fahrgäste bis hin zu einem würgenden Wüterich, der auf sein liegendes Opfer einwirkt. Mein Fazit: Der gezielte Einsatz des Sprech (Brüll-) organs in Kopfnähe des Angreifers sorgt für einen akustischen Überraschungseffekt gerade auch bei Lehrgangsteilnehmern. Da mich das Thema SV (Selbstverteidigung) unter realistischen Bedingungen schon immer interessiert hat, belegte ich nach der Mittagspause im Auditorium den Vortrag „So sieht's auf der Straße aus - Tatsachenbericht“ von Fritz Hanstein. Fritz näherte sich dem Thema kompetent und unterhaltsam. Es wurden Nothilfesituationen mittels YouTube-Videos gezeigt. Dass die Opfer dabei immer den Kürzeren zogen, lag eindeutig am Mangel von geschulten Mitbürgern. Nach der Kaffeepause durfte ich einem der Highlights des Bayernseminars beiwohnen: Das Thema war mit „Messerabwehr – Verschiedene Wege zum Erfolg“ eher unspektakulär beschrieben. Spektakulär hingegen war die Gegenüberstellung der beiden Referenten Josef Sträußl und Gerd Enders mit Ihren Philosophien und Technikkombinationen. New School traf hier auf Old School. Dort ließen sich auch altbewährte Techniken wie "Armbrecher" nicht nur bestaunen sondern auch üben (wenn auch nur angedeutet). Nach dem Abendessen widmeten wir 4 vom JJC Schwarz-Gelb München uns ausgiebig dem Erwerb des Ju-Jutsu-Sportabzeichens. Unser Roman und Michi traten hierbei als Wiederholungstäter in Erscheinung. Susi und ich durchliefen den Parcour (Tortur?) zum ersten Mal. Selbstredend haben wir die erforderliche Punktzahl alle erreicht und sind somit berechtigt, das „kronkorkenartige“ Gebilde am Gi oder Gürtel zu tragen. Mittwoch, 12.10.2011: Ich mache mehrfach Bekanntschaft mit Dr. Schachler und lerne diesen als versierten Sportmediziner kennen. Die Trainingseinheit am Vortag bei Gerd Enders ließ mich Blut lecken. Jetzt wollte ich es wissen. Da kam mir sein Lehrgang „Große Sicheln im Ju-Jutsu“ gerade recht. Mit großen Sicheln waren natürlich die große Außen- und Innensichel gemeint. Gerd zergliederte, wie üblich, die Technikkombinationen in ihre Einzelteile. So wurde zuerst der Bewegungsablauf intensiv geübt. Danach folgte die "Kontaktaufnahme" mit dem Partner. Des Weiteren wurde dem Gleichgewichtbrechen genügend Zeit eingeräumt. Die Würfe wurden schließlich immer wieder mit wechselnden Partnern ausgeführt. Die zweite Vormittagseinheit stellte für mich auch das zweite Highlight des Bayernseminars dar: Das Seminar „Polizeitechniken für Zivilisten“ bei Jo Zach und Walter Knör führte die zuvor absolvierten Einheiten Nothilfe bzw. den Tatsachenbericht effektiv weiter. Mit unnachahmlichem Talent zeigten die beiden, wer die wirklichen „Rosenheimcops“ sind. Es wurde uns vermittelt, wie man eine effektive Nothilfe organisiert. Ausgangssituation war ein am Boden Liegender, den ein Angreifer mit Fußtritten eindeckte. Partnerübungen zu dritt rundeten das Ganze ab. (Beim ersten Versuch - ich war der Angreifer – bremste ich den Tiefflug mit dem Gesicht ab.) Nach dem Mittagessen ging es bei Jörn Meiners mit „Übergänge Schlagen – Werfen“ weiter. Völlig überrascht wurde ich bei diesem Lehrgang. Bislang ging ich davon aus, dass beim Ju-Jutsu-Fighting zwar zwischen Stand- und Bodenkampf unterschieden wird. Ungewöhnlich für mich waren der fließende Übergang der beiden Kategorien und die zugehörigen Bewegungsabfolgen. Dementsprechend gab es eine ganze Menge zu lernen. Mir kam besonders zu Gute, dass mein Partner (Gruß an Olli) selbst eine Jugendgruppe trainiert. Kurz nach dem Abendessen wurde zur Jagd geblasen und zwar von Andreas Lenzer und Polizeireferent Thomas Neu beim Thema „Schusswaffenabwehr“. Leider nahmen die notwendigen Erklärungen zu Handfeuerwaffen und dem Übungswaffenumgang die Hälfte der Zeit in Anspruch. (Das ist auch dringlichst aus Sicherheitsgründen erforderlich!! – Anmerk. Klaus). Deshalb konnte mit den Originalpistolen (auf CO2 umgerüstet) nur der Angriff von vorne, mit aufgesetzter Waffe auf der Brust, geübt werden. Ohne Schutzbrille durfte hier keiner Waffenabwehr trainieren. Die Quintessenz dieser Einheit lautet: „Weglaufen, wann immer es geht“, falls nicht, gilt: "Geld oder Leben" aber auch "Action beats reaction". Donnerstag, 13.10.2011: Ich absolviere heute wieder eine Lehrgangseinheit bei Gerd Enders, weil ich noch Platz für weitere blaue Flecken habe. Das Morgentraining begann bei Kurt Polaschek unter dem Motto „Abwehr beweglicher Gegenstände“. Hier wurden die Angreifer von der Kette gelassen. Schlag von außen, von innen oder von oben mussten pariert werden. Gegen Ende wurden sämtliche Kombinationen ohne Ansage in 3 Gruppen geübt. Das nachfolgende Seminar „Voll die Härte – Stresstraining“ hielt wieder Walter Knör. Schon im letzten Jahr sorgte Walter‘s Stresstraining für Begeisterung. Wer für 90 Sekunden jegliches Zeitgefühl verlieren möchte, war hier goldrichtig! Am Nachmittag zog es mich wieder zu Gerd Enders und seiner „Praxisbezogenen SV“ hin. Er zeigte den begeisterten Ju-Jutsukas Varianten von Beinhebel, Seitstreckhebel in Kombination mit Handaußenkantenschlag, Knieschlag zum Brust usw., wie ich es bis dato noch nicht gesehen hatte. Nochmals ganz großes Lob für den Regensburger! Ich beschließe nach der Nachmittagspause den Tag mit einem Vortrag im Auditorium über Kampfhunde im Alltag. Auch diesmal gab es viel zu hören und zu sehen. Die vielleicht wichtigste Frage wurde leider nicht gestellt und fiel mir erst nach dem Vortrag ein: „Was mache ich eigentlich, wenn der Hund schon zugebissen hat? Zurückbeißen?“ (Zu spät ….Anmerk. Klaus). Der letzte größere Trainingstag ist vorbei, es folgt der Gala-Abend. Stimmung des Publikums: ausgelassen, Verpflegung: reichlich und lecker. Rede des Vorstands: kurz und knackig. Nach dem Abendessen schleiche ich mich noch schnell aufs Zimmer, um meinen ramponierten Zehen zu verpflastern und schlafe um 21:15 Uhr auf der Bettkante sitzend ein. Freitag, 14.10.2011, ich habe das 14. Bayernseminar glücklich hinter mir und freue mich schon wieder auf das nächste Jahr. Nach dem Mattenabbau kehre ich in den Alltag zurück und mache mich zufrieden aber geschafft auf ins Wochenende. Bericht und Bilder: Ralf Dietrich Hinweis: Der offizielle Bericht ist auf der Seite des JJVB (Direktlink) zu finden |
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